Das Sorbenland mit seinen rund 60.000 Einwohnern ist relativ klein, hat aber ganz besonders in der österlichen Zeit viele Traditionen. Dort gibt’s zum Beispiel das Osterreiten, eine Prozession, bei der jedes Jahr über 1000 Reiter hoch zu Ross die Auferstehung unseres Herrn in den Dörfern verkünden.
Die sorbische Sprache ist nicht weit verbreitet, wird wahrscheinlich nur an ihren eigenen Schulen gelehrt und natürlich in den Familien gepflegt.

Ich habe als Praktikantin ein Jahr in ihrem Land gelebt. In der Fastenzeit färbten wir in einer Jugendgruppe typisch sorbische Ostereier. Diesen Brauch wollte ich auch gerne weiter geben und habe dazu meine Tochter Elisa und die kleine Enkelin Emma eingeladen.

Wir haben den Schäferwagen erst einmal richtig eingeheizt.

Nach einer Stunde Frühjahrsputz wurde auf dem gusseisernen Ofen ein Duzend Eier gekocht. Während diese dann abkühlten, lösten sich Kalt-Farben in fünf kleinen Gefäßen auf. Eine Stecknadel wurde in einen Korken gespießt und eine Wabe meiner Bienen auf einem Stövchen eingeschmolzen. Dann ging es los.
Als erstes man taucht den Stecknadelkopf in das heiße Wachs und bringt damit ganz schnell einen Tropfen auf die Eierschale, bevor das Wachs fest wird.

So muß nun ganz mühselig Pünktchen für Pünktchen aufgetragen werden.

Wenn das Muster fertig ist, kommt das Ei in eines der Farbtöpfchen. Danach sieht es schon ganz interessant aus. Aber nun müssen über einer Kerze die Wachstupfen wieder geschmolzen und abgewischt werden. Überall da, wo das Bienenwachs-Muster vorher klebte, hat die Kalkschale keine Farbe angenommen. So kommt dieser wunderschöne Kontrast zustande.

Wir blickten mit einem gesunden Stolz auf unser in Moos eingebettetes Ergebnis. Wo ich damals das Jahr gewohnt habe? Im sächsischen Bautzen, was in der Landessprache Budyšin heißt. Ja, das Sorbenland liegt hinter Dresden im Osten Deutschlands. Es gibt keine Grenze, aber wenn alle Ortsnamen plötzlich zweisprachig auf den Ortseingangs-Schildern stehen, dann ist man da. Diese slawischen Stämme haben sich vor langer Zeit in der Lausitz nieder gelassen. Uns so wünsche ich in ihrer Sprache
Wjesole Jutre (Frohe Ostern)